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Fließend

Ok, Udaipur ist nicht Kolkata oder Jaipur. Alles eine Nummer kleiner, aber das Prinzip habe ich hier in Udaipur verstanden oder besser erfühlt.

Man muss sich reinstürzen in den Verkehr und sofort fließt man mit. Es gibt keine Regeln oder besser: wir halten uns an keine, außer der, dass man links fährt. Meistens. Selbst auf der Autobahn machen wir da schon mal eine Ausnahme.

Wir haben Spaß miteinander, selbst oder gerade wenn geschimpft wird, weil es nicht weitergeht. Und natürlich wird dann gehupt. Ein kurzer gemeinsamer Aufreger, große Gesten. Das mit den Gesten traue ich mich noch nicht. Am Ende löst sich alles in Wohlgefallen und ein Lächeln auf.

Wir weichen mit Freude aus, der pissenden Kuh oder ganzen Kuhherden, den abgrundtiefen Schlaglöchern und uns. Wichtig ist dabei eine gewisse Geschmeidigkeit, der Fahrfluss darf nicht unterbrochen werden. Der periphere Blick ist dabei gefordert.

In Udaipur gibt es wohl nur eine Ampel, an einem großen Kreisel. Dort stehen wir zu acht nebeneinander auf zwei Spuren, vor allem Mopeds und Tuk-Tuks, ein paar Autos. Kurz bevor es grün wird, gehts dann wieder los. Einer gibt das Zeichen und startet, warum auch immer. Ein herrlicher Moment im großen Schwarm. Da kann man auch schon mal vor Freude hupen. Wer hätte das gedacht.

Für die Fahrerin (deutlich in der Minderheit) oder den Fahrer gilt Helmpflicht, an die sich wenige halten. Für die bis zu drei Beifahrer:innen nicht. Wohl eine Gesetzeslücke, wie so oft in Indien. Die Frauen sitzen mit wehendem bunten Saris elegant im Seitsitz, das sieht sehr schön aus, oft noch das Kind auf dem Arm.

Wir fahren in der Stadt selten schneller als 30 km/h, ein lebendiger bunter lauter Haufen, der aufeinander acht gibt. Ich mag Indien.

PS: Nur die dicken, kühlen, weißen SUVs finden wir blöd, auch weil sie die Straßen verstopfen und damit unseren fließenden Verkehr.

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