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Diwali

Seit Tagen wird das Lichterfest vorbereitet. Überall! Die Bambusgerüste für die „Pandals“ bekommen Verkleidungen aus Stoff oder dünnen Brettern. Verzierungen, Blumen und vor allen Dingen die Beleuchtung kommen dazu.

Und tatsächlich hat jede Straße, jedes Viertel seine eigenen Pandals gebaut:

Zu Diwali kommen die Familien zusammen und schmücken ihre Häuser mit vielen Lichtern, die vor die Tür oder ins Fenster gestellt werden. Dabei gibt es heute alle Varianten: von der traditionellen Tonschale als Öllämpchen bis hin zur schnell getakteten grellbunten Lichterkette ist alles zu finden.

Gefeiert wird der Sieg des Guten über das Böse in der Welt – auch der Sieg des Lichts über die Dunkelheit…

Ein Fest in ganz Indien, aber je nach Region werden dabei unterschiedliche Göttinnen und Götter aus dem reichen hinduistischen Himmel geehrt.

In Kolkata ist es die schwarze Kali. Sie gilt als die Göttin des Todes, der Zerstörung und der Erneuerung. Der Mythos erzählt, dass sie als Verkörperung des Zorns aus der Stirn der Göttin Durga entsprungen sei und dann das Weltall mit ihrem schrecklichen Brüllen erfüllt hat.

In jedem Pandal steht eine Skulptur der Kali. Mir gefällt diese dunkle Kraft: meist wird sie schwarz oder blau dargestellt, die knallrote, herausgestreckte Zunge fällt auf und ihre 4 Arme, in denen sie Schwerter, oft einen abgeschlagenen Schädel und eine Blutschale hält. Um den Hals trägt sie eine Kette aus Schädeln, manchmal einen Rock aus abgeschlagenen Armen. Das ist gar nicht lieblich! Dann wird sie auch noch tanzend auf dem liegenden Gott Shiva dargestellt!

Die Gläubigen sehen sie neben ihrer zerstörerischen Seite auch als Beschützerin der Menschen und als göttliche Mutter, als Kali-ma. Was für eine Spannweite!

5 Tage dauert Diwali, zwei Tage dienen der Vorbereitung, überall wird geputzt, gefegt oder neu gestrichen. Das eigentliche Lichterfest ist in diesem Jahr am 31. Oktober. Am den letzten beiden Tagen segnen Eheleute und Geschwister einander und beschenken sich.

Auch bei Diwali gibt es diese in Indien so oft auftretende Gleichzeitigkeit: eine ganz alltäglich praktizierte Form von spiritueller Verehrung und daneben die kommerzielle Ausschlachtung. Die Zeitungen sind voll mit Inseraten, zu Schmuck und kostbaren Gewändern und auf den Straßen stehen immer wieder Menschen betend versunken vor den verschiedenen heiligen Statuen.

Und alles fließt ineinander, wenn es abends dunkel wird und die Lichter angehen.

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