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Blackout?

Gerade haben wir noch Mittag gegessen, der Mann will spülen und der Wasserkocher geht nicht mehr. Kaputt? Ah, im Kühlschrank ist auch kein Licht, kein einziger Lichtschalter lässt irgendetwas heller werden und dann ist klar: Stromausfall.

WLAN ist auch weg. Lucía, unsere Vermieterin kommt vorbei und sagt, dass im ganzen Dorf der Strom ausgefallen ist.

Wenig später die Nachricht, dass ganz Nordspanien betroffenen ist.

Der Nachbar will von der Koreanerin im Dorf gehört haben, dass auch Frankreich und Japan ohne Strom sind.

Jetzt echt?

Das fühlt sich komisch an. Wir sitzen vor dem Haus, lesen, in einem Buch. Was ist das jetzt? Ein Cyberangriff? Eine technische Großpanne? Und wir ahnen, wie abhängig wir sind von der technischen Versorgung.

Lucia meint, Torralba sei ein guter Ort, um ohne Strom zu sein. Es wird noch ruhiger. Außerdem kochen wir mit Gas. Wasser ist auch noch da.

Nach 5 Stunden ohne Strom gehe ich in Gedanken durch, was wir an Vorräten haben. Wenn wir rationieren, müsste man eine Weile damit zurecht kommen. Der Mann ist skeptisch.

Was jetzt tun? Ich hatte einer Freundin versprochen, ihr bis morgen Daten zu schicken. Jetzt kann ich diese weder vorbereiten noch ihr mitteilen, dass meine Hilfe möglicherweise nicht eintreffen kann. Mist!

Nicht einmal an gesicherte Informationen darüber, was passiert ist, können wir gerade kommen.

Also warten. Nicht zu viel Fantasie entwickeln. Vielleicht ist der Strom in bald wieder da…

Mittlerweile ist es 18:00 Uhr. Der Mann liest. Ich zeichne. Nicht zu wissen, was eigentlich los ist, macht die Lage beunruhigend.
Es ist auffällig, wie oft wir im Netz sind – und das fällt jetzt weg.

19:00 Uhr, wir sind beim Sundowner.

20:00 Uhr, wir essen.

Lucía sagt, in der nahe gelegenen Stadt Calatayud gäbe es schon wieder Strom. Bei uns im Dorf solle es auf dem Hügel bei der Kirche schon wieder Handy-Empfang geben.
Wir spazieren hoch und tatsächlich gelingt es immerhin ein paar Nachrichten zu empfangen.

21:00 Uhr, das Licht geht wieder an. WLAN geht noch nicht. Immerhin funktioniert das Netz.

Jetzt können wir lesen, dass Spanien und Portugal teilweise lahm gelegt waren, dass der Zugverkehr ausgefallen ist, dass Supermärkte schließen mussten, Krankenhäuser auf ihre Notstromaggregate zurückgreifen mussten, Ampeln ausgefallen sind… und die Ursache bisher noch unklar ist.
Da war das Leben in unserem Dorf tatsächlich kaum verändert.