Der Weg ins Zentrum von Bodhgaya dauert jeden Morgen 45 Minuten, zu Fuss. Er führt durch eine ländliche Gegend in die kleine Stadt hinein.
Dieser tägliche Weg kurz nach Sonnenaufgang ist nicht schön, also nicht hübsch, nicht ästhetisch, nicht behaglich, nicht romantisch, nicht malerisch und nicht idyllisch.
Er ist voll Müll, unfassbar viel Müll.
Es ist schon frühmorgens laut, klar durch das Hupen, aber auch durch laute Musik in den kleinen Dörfern, aus Lautsprechern, die sich über das gesamte Land verquirlt. Warum nur?
(Nachtrag: einen Tag später erfahren wir den Grund für die morgendliche Musik. Es ist Chhath Puja, ein viertägiges Fest der Hindus zu Ehren des Sonnengottes Surya, der der Erde Licht, Energie und Leben brachte. Dieses Fest wird vor allem im Bundesstaat Bihar gefeiert. Unser Vermieter hat uns auf dieses Fest am Ufer des Falgu River eingeladen. Also Planänderung. Wir bleiben noch eine Nacht hier).
Der Weg ist gegensätzlich: Auf der einen Straßenseite polieren junge Hotelangestellte dicke, bereits strahlende, weiße SUVs, auf der anderen formen die Frauen Kuhfladen zum Trocknen.
Wie fast wohltuend der Geruch von Kuhdung hier und der beißende Gestank von verbrennendem Plastik dort.
Auf dem Weg lebt eine vierköpfige Familie in ihrem Verkaufsstand am Straßenrand und die Kinder schauen frühmorgens gebannt auf die fremden unerreichbaren Welten im Handy.
Die Sonne ist durch den Smog eingetrübt. Der Weg ist gesäumt von Bauruinen. Die kleinen Seen und Bäche sind völlig verdreckt, die meisten Felder werden nicht kultiviert.
Dieser Weg lässt sich nicht beschönigen. Indien lässt sich hier nicht beschönigen.
Dann dieser Baum mit Fahrrad und Mönch. Und der Mann, der jeden Morgen am Wegesrand die Buddhas aus dem Speckstein meißelt.
Indien ist hier herausfordernd.