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Unsere Straße

Von allen Haupt- uns Großstädten, die wir besucht haben, ist Vientiane sicher die kleinste mit ihren gerade mal 350.000 Einwohner:innen. Sie ist keine Schönheit, eher eine bunte Mischung aus durcheinandergewürfelten Architekturstilen, dazwischen jede Menge Tempel, Restaurants, Morgen- und Nachtmärkte.
Wir haben eine kleine Wohnung gebucht im französischen Viertel der Stadt.

Um in unsere Straße zu kommen, geht man erst am Wat Mixai Tempel in der Rue Francois Ngin vorbei. Einen Namen hat unsere Straße nicht. Auf der Karte ist sie als Sackgasse eingezeichnet. In Wahrheit kommt man aber hinten auch wieder raus. Den Eingang markieren zwei Düfte: Müll und Blüten.

Am Eingang links wohnen die Mönche des Tempels, manchmal hängen ihre orangenen Ruben über dem Balkon zum Trocknen. Offensichtlich schätzt man Sauberkeit in unserer Straße und lädt auch andere dazu ein. Man achte auf die Schilder.

Das New Jumper Boutique Hotel ist das erste Gebäude in der Straße, es gibt sich offiziell. Es hat sogar einen Swimmingpool. An den sehr heißen Tagen laufen wir etwas neidisch daran vorbei.

Gegenüber wird auf dem Bürgersteig gekocht. Jeden Tag stehen mindestens drei große Töpfe mit Suppen auf den mit Holzkohle betriebenen Öfen. Das dazugehörige Restaurant liegt offensichtlich nach vorne zur Hauptstraße. Wir sind hier backstage.

Naja, natürlich wird hinterhofmäßig allerlei gesammelt, von Sonnenschirmen bis Eierpappen, und manches davon braucht man in dem kleinen Gartenstück, das es auch gibt. Autoreifen sind einfach gute Zwiebelbeete.

In einer Seitengasse ist im Hinterhof das eine Restaurant unserer Straße. Zwei oder drei Tische. Der Tresen mit allen Zutaten. Es gibt alle wesentlichen Gerichte, die man in Laos zum Frühstück oder Mittagessen gerne hat, also verschiedene Suppen, Reis- oder Nudelgerichte. Ein touristenfreier Ort. Das Essen schmeckt köstlich. Die Angestellten aus den umliegenden Restaurants und die Leute aus dem Viertel kommen hier vorbei.

Das ist unser Haus. Wir wohnen im ersten Stock. Der Mann muss den Kopf einziehen, um unbeschadet die Treppe hoch zu kommen.
Auf der schmalen Veranda sitzen wir, essen, trinken und lesen, während unten die Geräusche vom Leben auf der Straße zu uns hochwehen. Es gibt fast keinen Autoverkehr und nur selten Mopeds, dafür aber plaudernde Erwachsene…

Vor allem aber gehören die Kinder und ihre Stimmen zu unserer Straße. Mindestens 15 in allen Altersstufen haben wir hier schon gesehen. Vor dem Nachbarhaus haben sie eine Sandkiste, darüber hinaus wird in der Straße gekickt, Federball gespielt und verstecken.

Am Ende der Straße kommt die Wäscherei. Unsere Sachen haben wir dorthin gebracht und sie trocknen in der Sonne. Nur seine neuen Hemden wäscht Tho von Hand.

Die Geister und Ahninnen in unserer Straße werden an vier verschiedenen Stellen verehrt.

Von unserer Veranda haben wir einen guten Blick ins Grüne und auf die Straße.
Nach dem Samstagseinkauf, nach einem Mittagessen und einer entspannten Siesta ist es Zeit für einen Kaffee.

Besonders schön wird es am frühen Abend, wenn alle bei den angenehmeren Temperaturen noch mal vor die Tür treten….

… bevor es dunkel wird.

1 Kommentare

  1. Monika sagt

    Liebe Sabine, ich genieße eure Beschreibungen. Es scheint alles so einfach und beschaulich und doch so spannend im Detail. Wie Kinder auf Entdeckertour und Abenteuer!
    Liebe Grüße,
    Monika

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