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Wenn es leise wird…

in dieser Stadt, dann kann es daran liegen, dass man unverhofft in „Old Calcutta“ gelandet ist. Es ist nach den lauten Hauptstraßen unfassbar wohltuend durch diese schmalen Gassen zu laufen, durch die nur Menschen gehen und gelegentlich Fahrräder oder Lastenräder rollen. Dass es das hier gibt… und dazu wirkt es für Kolkata- Verhältnisse irgendwie geordnet, ja sogar schön!

Die Gebäude wurden meist Anfang des 20. Jahrhunderts im Kolonialstil gebaut. Teilweise tragen sie die Spuren ihres Alters deutlich, aber mit Charme, an manchen Stellen sieht man sie neu gestrichen oder sogar saniert.

Die Bewohner scheinen ihr Viertel auch zu mögen. Während wir morgens durch die Gassen laufen, liegt der vom Vortag angefallene Müll schon zu Haufen zusammen gekehrt am Rand und wartet darauf, von den Lastenräder-Müllmännern mitgenommen zu werden.

Natürlich gibt es auch in diesem Viertel an jeder Ecke einen Teestand. Der Chai wird auf einem kleinen Kohleofen gekocht, der würzige Duft nach Zimt und Nelken lädt schon von weitem zu einer Pause ein. Auf einer Bank sitzend, trinken wir den Chai mit Milch aus kleinen Tonbechern und werden, wie so oft, als Ausländer angesprochen. „Where do you come from?“, damit geht es immer los und während Tho sich mit dem älteren Herrn länger und in abenteuerlichem Indi-Denglisch über das Land unterhält, kann ich nebendran sitzend einfangen, wer hier in diesen 10 Minuten alles vorbeikommt.

Ach ja, die Hunde gehören sich hier alle selbst, es gibt sie überall in der Stadt, aber in Old Calcutta scheinen auch sie ein etwas entspannteres Leben führen zu können, weil die Straßen nicht dominiert werden von dem hupenden Autoverkehr. Stattdessen ist viel Gelegenheit für alles, was zu einem sozialen Leben dazugehört.

Von der morgendlichen Toilette an den öffentlichen Wasserhähnen über den Verkauf und die Lektüre von Zeitungen bis zum Kinderspiel oder der Auslieferung von Waren. Der Einkauf für das alltägliche Leben findet statt, ob Bananen oder Blumen für den Altar zuhause… und natürlich der unverzichtbare Plausch dazwischen.

Städteplaner, die urbane Viertel neu gestalten wollen, sollten sich hier tatsächlich ein Beispiel nehmen.

Und wir wissen jetzt, wohin wir dem Lärm entfliehen können.

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