Im „Yamatoya“ hört man Jazz, nicht live, sondern vom Plattenspieler. Und man trinkt Whisky.

Von Whisky habe ich absolut keine Ahnung, ich frage deshalb den Besitzer nach einem japanischen. Seine Empfehlung ist eindeutig und sehr samt.

Der alte Mann wählt die Scheiben aus den Tausenden im Raum und legt sie auf die beiden dicken Plattenspieler, vermutlich seit Jahrzehnten genau so, eine schöne Bewegung.

Wieder Miles. Und Joe Sample und das Warne Marsh Quintet.
Wir sind nur zu zweit, lesen und hören, kein Wort. Später kommen noch eine junge Mitarbeiterin und offensichtlich ein Stammgast hinzu. Dieser wünscht sich Louis Armstrong, wippt leicht zur Musik, trinkt einen Whisky und verschwindet wieder.

In den Regalen steht vermutlich das gesamte Programm von Blue Note, viel ECM und viel, viel mehr.

Dicker roter (glaube ich) Teppich, riesige alte Boxen, eine Patina der 50/60/70er, jedenfalls letztes Jahrhundert.

Wir hören John Coltrane, Bill Evans und „Don’t Explain“ von Billie Holiday und wenn ihr mal in „Summertime“ von Art Pepper reinhört, dann könnt ihr euch die Stimmung im „Yamatoya“ gut vorstellen. Oder vielleicht noch besser: „Bewitched, Bothered and Bewildered“ von Toni Harper.
Und nach „Quiet Times“ von Kenny Baron geht es raus durch die Nacht von Kyoto.
Auf dem Fahrrad höre ich noch ein Letztes: „Peace, Peace“ von Bill Evans. Es passt in diese Zeit.