Die Fahrer um die Ecke streiten sich, wer uns fährt. Ein letztes Mal das übliche Verhandeln: 200! 150! Mit dem Tuk-Tuk geht es dann zum Abfahrtsort in Pondicherry.
Wir fahren von dort mit dem Elektrobus die drei Stunden nach Chennai und nehmen in der ersten Sitzreihe Abschied von Indien. Der Fahrer brettert über die Landstraßen und selbst die fetten SUVs „springen“ zur Seite. Und wie sagt man an dieser Stelle immer: „Die Landschaft zieht an uns vorbei“.
Vor Chennai verstopfen sich die Straßen. Überall wird gebaut: Hochstraßen, Hochhäuser, Metrolinien…und abgerissen, um Platz zu schaffen für das Neue. In ein paar Monaten wird sich das Land sehr verändert haben.
Wir nehmen die nagelneue und fast leere Metro zum modernen Flughafen von Chennai.
Flughäfen sind ja neutrale Zwischenräume. Sie gehören zu keinem Land und dessen Kultur, sehen überall gleich aus. So eine Art Kathedralen und Wartehallen der Globalisierung, Verteilungsstellen.
Mit unseren letzten Rupien bestellen wir an der leeren Bar zwei Bier, zwei „British Empire“, die ein halbes Vermögen kosten. Auf den Bildschirmen flimmert Fußball, indische Liga vor leeren Rängen und Premier League. Die fünf Mitarbeiter der Bar langweilen sich.
Es ist der 31.12. Unser Flieger startet um 23:25 Uhr unseren Flug über den Golf von Bengalen. Wie ist das denn jetzt eigentlich mit der Zeit, den Zeitzonen? Ich döse und höre gerade noch das „Happy New Year“ unter den Fluggästen. Bi und ich nicken uns kurz zu. Zwischenraum im Flugzeug. Zwischen Abschied und Anfang.