Um es vorweg zu nehmen, wir haben es nicht bis zum Wasserfall von Kuang Si geschafft.
Wir sind früh los, mit dem Moped raus aus Luang Prabang. Auf dem kleinem Markt am Stadtrand sind wenige Stände schon geöffnet. Ich esse einen Eintopf, der Magen von Bi ist noch nicht so weit. Sie besorgt kleine Bananen für die Fahrt.
Es geht weiter. Vorbei an den noch schlafenden chinesischen Resorts vor den Toren der Stadt, den noch ruhenden Baustellen, auf denen weitere seelenlose Bauten entstehen. Von Chinesen für Chinesen. Eine nach der anderen fräst sich in die Berge. Hinter den Bergen wird es jetzt heller, es bleibt aber bedeckt.

Die Schlaglöcher nehmen zu, der Asphalt wird brüchig bis er ganz verschwindet. Die Straßen werden zu Schotterstraßen, die uns in die Berge bringen, so steil, dass unser Moped ganz schön kämpfen muss. Kaum noch Autos, die den Sand aufwirbeln und uns so richtig einnebeln. Mit uns fahren die Laot:innen auf Mopeds in ihre Dörfer in den Wäldern, in den Bergen oder in die Stadt.

Wir stoppen das erste Mal und schalten das Moped aus. Wälder um uns herum, Hügel. Täler. Vögel. Stille.

Knapp die Hälfte von Laos ist bewaldet. Etwa 8 Prozent der Wälder werden als Urwald eingestuft, zum Teil hat noch nie ein Mensch einen Fuß in diese vollkommen unberührten Wälder gesetzt. Laos ist eine der ökologisch wertvollsten Regionen der Erde. Eine überaus reiche Tierwelt lebt in den Wäldern: etwa Leoparden, Tiger, Elefanten, 600 Affenarten, Büffel, Bären.
Und auch hier, eine bedrohte Welt: Das Land exportiert Unmengen an Holz, besonders Tropenholz nach Vietnam. Hinzu kommen großflächige Brandrodungen für Monokulturen. Der Baumbestand ist seit Mitte der 1960er Jahre von 70 Prozent drastisch zurückgegangen, auf rund 45 %.
Wir fahren durch kleine Dörfer mit Anbauflächen, die 85 Prozent des Grundbedarfs an Nahrungsmitteln abdecken (müssen).

Es herrscht eine fast fröhliche Atmosphäre, die Menschen sind draußen. Eine Dorfgemeinschaft am Morgen. Während die Menschen in Luang Prabang der Touristen durchaus zu Recht überdrüssig geworden sind, winken uns hier alle herzlich zu, wenn sie nicht gerade sehnsüchtig in die weite Welt schauen.


Wir fahren weiter in die Berge. Aus der Schotterstraße wird eine Piste, aus der Piste nur noch ein schmaler Weg in ein Tal hinein. Weiter schaffe wir es mit dem Moped nicht, während einige junge Männer noch an uns vorbei rauschen, um den Hals Machete und Gewehr. Auf Jagd oder eher auf Wilderei. Der Motorlärm versiegt. Es ist still.

Wir gehen zu Fuß weiter in das Tal hinein. Wenige Hütten, der Wald wird immer dichter. Eine Familie treibt ihre vier Rinder an uns vorbei nach oben auf den Berg.
Von hier wären es noch sieben Kilometer bis zum Wasserfall. Vor uns eher Urwald, als Wald. Wir drehen um, das wird heute nix.
Kurz bevor wir unser Moped zur Rückreise erreichen, begegnen wir einer deutschen Wandergruppe des Reiseveranstalters „Lebe Deinen Traum – World Insight“.
Im Katalog heißt es: „Laos. Die Magie der Leichtigkeit…Mittendrin statt nur dabei…hautnah erleben…spannenden ethnischen Volksgruppen begegnen….für alle, die gerne abseits der normalen Touristenpfade reisen.“ Touristiksprech.
Wir Touristen sind doch überall.
