4,5 Millionen Menschen wollen täglich mit Nahrung versorgt werden in Kolkata. Diese Größenordnung finde ich schwer vorstellbar. Wie soll das gehen? Es ist ja keinesfalls so, dass es in der Stadt oder an den Ausfallstraßen große oder überhaupt Supermärkte gäbe wie bei uns, sondern hier wird fast alles Lebensnotwendige auf den Märkten eingekauft, die es in jedem Viertel gibt.
Nur noch mal als Vorstellungshilfe zur Größe Kolkatas: es gibt 144 durchnummerierte Wards (Stadtteile) mit 18.000 – 100.000 Bewohner:innen. (Den Wiener:innen unter uns dürfte das vertraut sein, an der Nummer des Stadtteils weiß man sofort, woher jemand kommt.)
Natürlich mögen wir den Markt bei uns um die Ecke im Ward 51 besonders gern.
Ab circa 6:00 Uhr, wenn es hell hier wird, werden die Plätze aufgebaut. Stände gibt es nie, die Ware wird auf dem Boden ausgebreitet, oft liebevoll sortiert und gestapelt.
Ein Fest fürs Auge, so viele leuchtende Farben, so viel frisches Grün! Und natürlich ganz schön viele Fragezeichen? Was sind das für Gemüsesorten, die da neben den Auberginen, Gurken und Blumenkohlen liegen?
Da muss Google her: rechts neben den Auberginen liegen Kürbisse und daneben indische Schlangengurken. Links neben den Auberginen diese pickligen Früchte, sind Bittermelonen, die dahinter heißen Chayote, sie werden anscheinend als Beilage gekocht.
Und das schönste Obst ist für mich die Drachenfrucht! Dieses leuchtende Rot und dann die kleinen grüngelben Drachenzacken! Ihr Aussehen ist deutlich aufregender als der Geschmack des weißen Fruchtfleisches mit den kleinen schwarzen Samen drin.
Für die Nase ist der Gang über den Markt durchaus unterschiedlich angenehm. Innerhalb weniger Schritte kann der Geruch von Limone oder frischem Knoblauch wechseln zu Fisch und Fischabfällen, um an der nächsten Ecke von würzigen oder blumigen Düften abgelöst zu werden.
Ach ja, die Fischstände haben ein überraschend vielfältiges Angebot! Und für die Zubereitung lediglich ein einziges großartiges Werkzeug. Ich konnte nicht herausfinden, wie es heißt, aber es ist gewissermaßen ein Holzbalken, auf dessen einem Ende der Verkäufer hockt und am anderen Ende ist ein aufgestelltes sichelartiges Messer, mit dem die Fische von den Schuppen befreit und zerteilt werden. Beeindruckend, wie geschickt sie große oder kleine Fische damit bearbeiten!
Und dann gibt es noch den Chai-Wallah, der rumgeht und den Marktleuten Tee vorbei bringt.
Gegen 14:00 Uhr ist der Markt vorbei, und dann kommen die heiligen Kühe zum Einsatz und ernähren sich von den Resten.