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Wir haben heute gekocht

Wir hätten es überall tun können. In Indien, in Vietnam und auch hier in Laos werden sie angeboten, die Cooking Classes. Wahrscheinlich lag es an dem wunderbar angelegten Gemüsegarten, den wir in einem Nachbarort von Luang Prabang gesehen haben.

Die Besitzerin bat uns auf das Gelände, im Garten stand schon eine herrlich gedeckte Tafel für eine Gruppe, in einer großen Freiluftküche wartete eine gesammelte Gemüsevielfalt darauf, ein Essen zu werden.

Eine Woche später standen wir selber bereit, um mit unserem Koch-Guide Sid zunächst einmal auf den Markt um die Ecke zu gehen und Zutaten einzukaufen.

Dann noch Salat, Kräuter und Gemüse aus dem Garten holen.

Kurzer Einschub für die Gärtnerinnen: Der gesamte Gemüsegarten kommt ohne chemischen Dünger aus. Schnecken werden hier mit einem Sud aus gekochten Chili, Pfefferkörnern und weiteren Kräutern, deren Namen ich nicht verstanden habe, von den Pflanzen vertrieben. Offensichtlich sehr erfolgreich.

Unsere Cooking Class bestand aus Tho und mir, unserem Guide Sid, der auch übersetzte, die Köchin Miss Fe und ihre Assistenzköchin Miss Lo.

Fünf verschiedene Gerichte haben wir gekocht:

Eine Gemüsesuppe mit Tofu, einen Bananenblüten-Fleischtartar-Salat, gedämpften Fisch in Bananenblättern, einen Auberginen-Chili-Dip und zum Nachtisch Banane in Kokosmilch.

Auf einem Tisch waren sämtliche Zutaten bereitgestellt.

„Am Anfang von allem steht immer, immer der sticky Reis“, sagt Sid. Nach dem Waschen wird er in einem aus Bambusblättern geflochtenen Korb lediglich im Wasserdampf gegart. Und zwar am allerbesten über einem klassischen laotischen Holzfeuerherd.

Wir haben Glück, die Laoten können unsere Namen leicht aussprechen, und so gab es von der Köchin immer ein sehr klares Mister Tho oder Madame Sabina… und dann war die aufgerufene Person dran mit schnippeln oder waschen oder gedämpften Reis im Korb umdrehen oder was auch immer zu tun war.

Interessanterweise schneidet man Gemüse und Obst in Laos meist in der Hand, das Messer wird vom Körper weg geführt, während ich das Messer zum Körper hin führe, wenn ich denn schon in der Luft schneide. Dabei geht es doch auf dem Brettchen liegend deutlich schneller – aber das ist in Laos vermutlich gar kein Kriterium. Unsere Köchinnen haben irritiert geschaut, als ich die Bananenblüte geschnitten habe.

In der laotischen Küche werden sehr viele frische Kräuter eingesetzt. Knoblauch, Ingwer, Chili, und Zitronengras werden gerne in diesem typischen Tontopf gestampft.

Ansonsten ist als Würzmittel die Fischsoße unerlässlich. Man kann fast sagen, dass sie, bis auf die Süßspeisen, in keinem Gericht, als kleine Geschmacksnote fehlen darf. Völlig neu war für mich das würzen mit „Mushroom Powder“, aus getrockneten gemahlenen Pilzen. Bringt gutes Umami in den Geschmack. Ob es das bei uns gibt?

Nachdem der Reis fertig gegart war, wurde er zum Auskühlen in eine Holzschale gelegt, in geflochtene Körbchen gefüllt und warm gestellt.

Der vorbereitete Fisch wird in kleinen Portionen auf ein Bananenblattstück gelegt. Dann gibt es eine Falttechnik, durch die eine mit einem Zahnstocher zusammen gehaltene Tasche entsteht, in der der Fisch gedämpft wird.

Für die Kokosmilch hatte Mister Tho die Aufgabe, eine ganze Kokosnuss vom Fleisch zu befreien. Das war richtig Arbeit! Das ausgekratzte Kokosmus wurde in ein Baumwoll-Säckchen getan und in einer Schüssel mit etwas Wasser übergossen. Dann kräftig durchkneten und ausdrücken.

Die Kokosmilch wurde etwas eingekocht und mit Reismehl angedickt, um die Bananenstückchen darin zu garen.

Parallel haben wir die Gemüsesuppe vorbereitet und gekocht, die geröstete Aubegine mit Gewürzen im Mörser zu einem scharfen Dip verarbeitet, das Fleisch angebraten und mit den Salatzutaten gemixt…

… und nun durften wir alles auf den für uns gedeckten Tisch stellen.

Mit Sid haben wir zusammen gesessen und er hat erzählt. Von den Chinesen, die seit einigen Jahren, seit die Bahnstrecke fertig ist, den immer größer werdenden Anteil der Touristen stellen. Die aber auch zum Arbeiten herkommen. Die Mieten werden teurer, die Inflation steigt unentwegt. „Vor 10 Jahren habe ich 3 Millionen Kip verdient im Monat und konnte gut davon leben, heute reichen 3 Millionen Kip vorne und hinten nicht.“ sagt er. Seinen Sohn schickt er auf eine bilinguale Privatschule, er soll es später leichter haben. Sid will sein Englisch durch einen Intensivkurs verbessern wenn die Monsunzeit beginnt und die Touristen wegbleiben. Derzeit arbeitet er in verschiedenen Jobs, etwa einmal im Monat fährt er in sein Heimatdorf. Er hofft, dass er in 5 bis 6 Jahren so viel verdient hat, dass er wieder dorthin ziehen kann.

Trotz aller Schwierigkeiten strahlt er eine Ruhe aus. Es berührt mich, wie er versucht, seine Haltung zu seinem Land und seinem Leben so klar und aufrichtig auf Englisch zu formulieren – nebenbei zeigt er uns, wie man sticky Reis mit der Hand formt, füllt und genießt.

Ja, das Essen ist köstlich!

Vor lauter Freude haben wir das Foto zu Beginn vergessen, so sah es danach aus:

Unser Favorit war Koy Moo, der Fleischsalat mit Bananenblüte.

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