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Der Weg nach Aniñon – und viele Weggefährten

Bis zu unserem Nachbardorf Aniñon sind es knapp 4 km, ein ziemlich direkter Wanderweg über die Hügel. Hier wächst viel. Klar, ist ja auch Frühling. Wir wollen wissen, wer hier alles mitmischt im bunten Wegsaum. Also los mit „picture this“, die Pflanze in den Bildfokus nehmen, klick, schon läuft die Erkennungsapp, zack, das Ergebnis steht fest, es handelt sich um…und dann steht da nicht nur der Name, sondern auch die Gattung und der Familienname. Diese Pflanzenwelt ist bunt und die jeweiligen Namen sind mindestens genauso schön und oft überraschend, deswegen sollen sie undbedingt genannt werden! Dann kommen noch die Geschichten dazu, die Verwendung, Heilkräfte und symbolischen Bedeutungen…also los. Machen wir uns auf den Weg. Diese etwas unscheinbare, aber sofort stachelig daher kommende Pflanze war eine der ersten Begegnungen. Flammen-Adonisröschen Was für ein großer Name für so kleine Blumen, die man fast übersieht. Kann aber auch brennendes Teufelsauge oder feuerrotes Blutströpfchen heißen. Wer macht eigentlich die Namen? Thymian Ok, hier haben wir ganz gewöhnlichen Thymian, aber er musste in die Sammlung, weil er hier gerade so …

Blackout?

Gerade haben wir noch Mittag gegessen, der Mann will spülen und der Wasserkocher geht nicht mehr. Kaputt? Ah, im Kühlschrank ist auch kein Licht, kein einziger Lichtschalter lässt irgendetwas heller werden und dann ist klar: Stromausfall. WLAN ist auch weg. Lucía, unsere Vermieterin kommt vorbei und sagt, dass im ganzen Dorf der Strom ausgefallen ist. Wenig später die Nachricht, dass ganz Nordspanien betroffenen ist. Der Nachbar will von der Koreanerin im Dorf gehört haben, dass auch Frankreich und Japan ohne Strom sind. Jetzt echt? Das fühlt sich komisch an. Wir sitzen vor dem Haus, lesen, in einem Buch. Was ist das jetzt? Ein Cyberangriff? Eine technische Großpanne? Und wir ahnen, wie abhängig wir sind von der technischen Versorgung. Lucia meint, Torralba sei ein guter Ort, um ohne Strom zu sein. Es wird noch ruhiger. Außerdem kochen wir mit Gas. Wasser ist auch noch da. Nach 5 Stunden ohne Strom gehe ich in Gedanken durch, was wir an Vorräten haben. Wenn wir rationieren, müsste man eine Weile damit zurecht kommen. Der Mann ist skeptisch. Was jetzt …

Reise nach Cuenca

Ausflüge machen, ist herrlich! So richtig mit Übernachtung. Der Mann hat „Cuenca“ entdeckt. Es war ein Artikel in der FAZ, durch den er auf den Ort aufmerksam geworden ist. Ich hatte auch noch nie zuvor von dieser Stadt gehört. Vorgestern sind wir morgens losgefahren. Schal und mehrere Jacken übereinander, damit wir bei 7° mit offenem Verdeck fahren können. In Molino de Aragon haben wir nach anderthalb Stunden Pause gemacht, um uns aufzuwärmen. Ein Dorfbäcker, wie man es sich vorstellt: jeder kommt vorbei, ein schneller Kaffee am Tresen oder ein lauschiger Dialog mit Kolleg:innen. Eine Bäckereifachverkäuferin, die sich mit unglaublicher Geschwindigkeit zwischen Siebträgermaschine und Kaffee kochen, Baguette verkaufen und munteren Wortwechseln bewegt hat. Danach sind wir mit geschlossenem Verdeck weiter gefahren, so dass Hände und Füße warm bleiben konnten. Und dann Cuenca, so eine schöne Stadt! Unmöglich, sie nicht zu kennen! Gegliedert in Ober- und Unterstadt, viele schmale Gassen, alte und gut restaurierte Häuser, Kirchen, einen Plaza Major mit Kathedrale, zwei Flüsse, mehrere, Brücken, eine Fußgängerzone, keine Kaufhausketten, viele Bars und Cafés, noch nicht so viele …

Erde, Erde….werde! – Teil 1

Immer wieder anders… immer wieder neu beginnen. Die Erde hier in der Sierra de los Amantes ist rotbraun, krümelig, eisenhaltig, leuchtend… Sonne oder Regen können die Farbe intensivieren. Ich habe eine Tüte Erde mitgenommen für Bilder. Mit der Erde malend den Strukturen näher kommen… das Ziel in der Ferne ist die Einfachheit. Meine ersten drei Versuche sind ein Anfang des Weges. Einfach ist anders…

Torralba de Ribota

Ach, unser Dorf, unser Torralba de Ribota ist eine Liebe auf den ersten Blick. Zum Glück liegt es nicht, wie andere Dörfer direkt an der Nationalstraße, sondern hinter einem Hügel versteckt. Der schönste Moment ist der, wenn wir mit dem Auto um die Kurve kommen und dann liegt es da. Das höchste Bauwerk ist die im Verhältnis zum restlichen Dorf unfassbar große Kirche, die hier schon seit dem 14. Jahrhundert steht. Und weiter rechts der Torre Alba, der weiße Turm, genauso lange schon am Ort und Namensgeber für das Dort, das in der Nähe des Flusses Ribota liegt. Um die Kirche San Felíx scharen sich die Häuser, alle mit den typisch rostroten Ziegeldächern, mit kleinen Fenstern, die meistens keinen Blick nach innen gewähren, weil ewig die Rollos herunter gelassen sind. Ein Netz enger Gassen, die meist menschenleer sind. Gelegentlich wird gefegt, also auch hier! (Eine kleine Verbindung zu Asien, wo das Fegen ja so allgegenwärtig war.) Wenn wir bei den Wohnhäusern bleiben, dann ist typisch, dass um die Fenster herum der Rahmen farblich abgesetzt wird, …

„KleinGedrucktes“

Die erste Woche in Torralba ist vollendet. Kaum war der Tisch mit den Malsachen aufgebaut, habe ich angefangen. Mit großen Formaten auf Papier. Gleich mehrere Farblandschaften… und ohne zu wissen, wo es hingehen soll, mich Schicht für Schicht vorgetastet… bis ich irgendwann nicht mehr weiter wusste. Also mal das Medium wechseln. Vom Großformat zum Kleingedruckten. Auf DIN A4. Flachdruck. Farbe auf die Platte walzen, vielleicht Teile abdecken, was auflegen, dann das Papier darüber, andrücken… sich überraschen lassen. Und dann noch eine und noch eine und noch eine Schicht…. eine ganze Serie lang im Wunder des Ausprobierens.

Die zweite Reise

Es gab eine Unterbrechung im Reisefluss. Für mich waren es drei Wochen in Bremen, für Tho sieben Tage. Seit dem 1. April sind wir wieder unterwegs. Mit dem guten alten Saab Cabriolet. Unser Ziel: Torralba de Ribota, eine Stunde südlich von Saragossa, Spanien. Es sollte eine gemütliche Anreise werden. Sieben Tag für die ganze Strecke. Zeit genug, um Städte, Kathedralen, Märkte und Museen anzuschauen. Angefangen im Museum Centre Pompidou in Metz. Beeindruckend ist die Ausstellung von Cerith Wyn Evans: „geliehenes Licht, durch METZ“ In dem langgestreckten Galerieraum gab es unterschiedliche Licht- und Toninstallationen, die durch die Spiegelflächen an den Seiten eine unendliche Erweiterung erfuhren. Und auch der Mann auf der Bank:) Um die Wahrnehmung des Lichts ging es auch in den Kathedralen, die wir besucht haben. Was ist ein anderes Reisen mit dem Auto. Immer wieder neu entscheiden können, welche Strecke wir fahren wollen. Anhalten können, wo wir wollen. Und dann ist uns Frankreich eben auch viel vertrauter, als es die Länder Asiens waren. Der Weg führt uns durch die Auvergne, eine grüne Vulkanlandschaft. In …

Demachiyanagi

Demachiyanagi heißt mein Stadtviertel in Kyoto. Hier betreibt Daisuke sein kleines Gästehaus, eigentlich mehr eine WG, in der ich ein Zimmer habe, gemeinsame Küche und DU/WC. Demachiyanagi liegt am Fluss Kamo, der durch Kyoto fließt. Geht man den Fluss entlang, kommt man irgendwann in das Zentrum und dort wird es sehr voll, in Demachiyanagi aber ist es ruhig. Eigentlich bin ich immer in Demachiyanagi. Nur Mittags laufe ich den Kamo entlang in ein kleines Restaurant am Fluss und esse dort meistens Ramen. Oder ich bin in Kurama. Ab Demachiyanagi fährt ein kleiner Zug durch Kyoto und den Hügel hoch in den Stadtteil Kurama. Mitten im Wald ist dort eine heiße Quelle, die ich durch Zufall entdeckt habe, mit einem kleinen Restaurant und einer Sauna. Zwei Tage war ich dort und hab mich mit Japanern (Frau und Mann sind getrennt) in der Quelle treiben lassen. Die meisten leisen Gespräche landen auch hier irgendwann bei Trump, während es regnet, der Bach plätschert, die Quelle und der Wald qualmen, die Bäume rauschen. Ein Südkoreaner erzählt mir, dass er …

Kinkaku-ji

Jedes Kind in Japan kennt den Kinkaku in Kyoto, den Goldenen Pavillon. Mich fasziniert der Kinkaku seit meiner Ankunft. Er ist der erste Tempel, den ich besucht habe. Aber ich war nach meinem ersten Besuch einfach noch nicht fertig mit ihm. Mit mir strömten Tourist:innen aus aller Welt auf das Gelände. Es gibt einen Rundgang und Schilder mit dem Hinweis „No Return“. Ich schwimme in der Menge mit, eine Annäherung aus dem Augenwinkel, mehr ging nicht. Der „Goldene Pavillon“ heißt auch ein Buch von Yukio Mishima, übersetzt von Ursula Gräfe. Während die Amerikaner das Stadtgebiet von Tokio ab Ende 1944 bis August 1945 zur Hälfte zerstörten, die Luftangriffe waren verheerend, blieb Kyoto verschont. Dadurch überlebte der Kinkaku den 2.Weltkrieg unversehrt. Fünf Jahre nach Kriegsende jedoch wurde der Kinkaku von einem jungen Studenten in Brand gesteckt – eine weitere nationale Katastrophe. Das Buch von Yukio Mishima erzählt die Geschichte dieses Brandstifters, der Mönch werden sollte und deshalb Jahre vorher auf dem Gelände des Kinkaku lebte. Yukio Mishima hat diesen Mann für seinen Roman auch im Gefängnis …